Wieso entscheiden sich Studierende für ein bestimmes Studienfach und welche Faktoren haben dabei den größten Einfluss? Kann eine Fernsehserie eine Auswirkung auf die Studienfachentscheidung haben und kann dadurch möglicherweise auch Erfolg und Zufriedenheit prognostiziert werden? Auf Basis dieser Ausgangsfragen wurde Ende 2015 eine Untersuchung erarbeitet, um zumindest teilweise aufklären zu können. Im Fokus standen dabei zwei Aspekte: welche Gründe führen Studierende für ihre Fachwahl an und kann die Fernsehserie The Big Bang Theory, die seit 2009 im deutschen Fernsehen läuft, einen Einfluss auf die Anfängerzahlen im Studienfach Physik ausüben? 

Auch wenn diese Frage auf den ersten Blick eher esoterisch wirken mag, handelt es sich dabei um eine zumindest gut bestätigte Korrelation: seit dem Serienstart stiegen sowohl in Großbritannien als auch in Deutschland die Anteile der Physikstudierenden an allen Studienanfängern an[1]. Ziel der Umfrage war demnach unter anderem zu klären, ob es sich hierbei um einen reinen Zufall handelt, oder ob kausale Mechanismen am Werk sein könnten. Das Werkzeug der Studie stellte ein Onlinefragebogen dar, der sich an Studierende in den Fachbereichen Physik und Geschichte richtete. Auch wenn im Fokus Physiker standen, da ja diese möglicherweise durch den Serienkonsum  beeinflusst werden könnten, wurden Historiker als Kontrollgruppe herangezogen. Grundsätzlich wäre eine Umfrage, die sämtliche Fachbereiche einbezogen hätte, sicherlich am besten gewesen, jedoch musste im Rahmen der Ressourcen eine Einschränkung vorgenommen werden. Zudem konnten sich durch die erheblichen Unterschiede der beiden Fächer starke Kontraste ausbilden, um auf diese Weise die Effektstärke gewisser Faktoren miteinander vergleichen zu können. Sollten sich beispielsweise bestimmte Aspekte als fachübergreifend stabil erweisen, scheinen hier global reichende Mechanismen am Werk zu sein, die beispielsweise nichts mit den Begabungen oder Arbeitsmethoden eines Fachs zu tun haben. So scheint eindeutig, dass Physiker vor allem mathematisches Talent benötigen, während dies für Historiker recht irrelevant ist und eher Textverständnis gefragt ist.

Der zweite Aspekte, der auf wissenschaftlich besser belegten Fundamenten ruhte, war die Frage, welche Aspekte Personen für die Studienfachentscheidung angeben. Sind es rein ökonomische Motive, wie ein hohes erwartetes Einkommen, Selbstverwirklichungstendenzen oder idelle Absichten? Hierbei konnte recht eindeutig gezeigt werden, dass Studierende in beiden Fächern besonders wissenschaftliche Interesse als Studiengründe anführen und beispielsweise verstehen wollen, wie die Welt funktioniert. Dies steht im Einklang mit anderen bisher durchgeführten Studien.

Um abschließend auf den Serienkonsum zurück zu kommen: nein, es scheinen keine kausalen Mechanismen am Werk zu sein. Über mehrere ordinale logistische Regressionsmodelle konnte gezeigt werden, dass fast keine statistisch signifikanten Wirkungen vorhanden sind. Zwar ist die Aussagekraft der Studie begrenzt, da die erhobenen Daten beispielsweise nicht repräsentativ für die Bundesrepublik sind und daher möglicherweise Verzerrungen vorliegen. Insgesamt zeigt sich jedoch, dass ein kausaler Effekt mit recht hoher Wahrscheinlichkeit ausgeschlossen werden kann.

 

Gliederung der Studie:

1. Einleitung
2. Theoretische Erläuterungen
2.1 Faktoren der Studienwahl
2.2 Beeinflussung der Studienwahl durch Sitcoms
3. Forschungsdesign
3.1 Repräsentativität
3.1.1 Geschlecht
3.1.2 Bundesländer
3.1.3 Bundesländer des Abiturs
3.1.4 Studienabschlüsse
3.1.5 Aufwand für das Studium
4. Faktoren der Studienwahl
5. Studienzufriedenheit
5.1 Nerds
6. Bedeutung von Serienkonsum für das Studium
6.1 Selbsteinschätzung der Studierenden
6.2 Dimensionen der Beeinflussung
6.3 Prestige des Physikerberufs
6.4 Studienzufriedenheit und Studiennote
6.5 Diskussion
7. Zusammenfassung
8. Literaturverzeichnis

 

Der Abschlussbericht kann als PDF heruntergeladen werden (Link am Artikelanfang).

 

 

 

[1]: http://www.theguardian.com/education/2011/nov/06/big-bang-theory-physics-boom